bewegungstalent

Donnerstag, 21.00 Uhr: "We leutasch!" war auf dem Display meiner Mobilette zu lesen - es war soweit, das Bewegungstalent in mir durfte sich mal wieder aus der Hülle des Körpers lösen und der Welt zeigen zu was es fähig war!
Bereits in der ausgesprochen kurzen Nacht von Freitag auf Samstag - 4.30 Uhr, Aral Tankstelle, Münchner Str. war vereinbart - ging ich im Halbschlaf den Bewegungsablauf des Skilanglaufs, Disziplin Skating durch. Ich wollte keine Zeit verlieren und ab dem Startschuss bestmöglichst präpiert auflaufen.
Zusammen mit Schneeflöckchen, el patrone und blau-mann fuhren wir also umringt von ebenfalls früh aufgestandenen Holländern, Ungarn, Tschechen und Ost-Mitbürgern in Formation hinter zwei nebeneinander fahrenden Schneepflügen Richtung Alpen.
Bei "Irene" angekommen erwarteten uns neben einem bereits organisierten Frühstück noch Mr. Cargo samt Pumafrau, die schon am Vortag angereist waren, um an einem um 9.00 Uhr stattfindenden personal coaching teilzunehmen.
Nach einem üppigen Frühstück und unzähligen "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?" holte ich noch schnell zusammen mit el patrone meine am Vortag per mail georderte Spezial-Ausrüstung im ortsansässigen Sportgeschäft ab.
Und dann ging es los! Mit der Entschlossenheit und Energiebereitstellungsfähigkeit eines testosteronschwangeren oberbayerischen Weideochsen katapultierte ich mich in die nicht-vorhandene Loipe, denn Dauerschneefall und starke Winde hatten diese verschwinden lassen und die einheimischen Spurmeister waren offensichtlich nicht besonders früh aufgestanden. Egal, mit meinen Genen ausgestattet, konnten einem solch widrige Bedingungen nichts anhaben. Zumindest die ersten 30 Minuten. Denn neben meinem Bewegungstalent hatte ich auch eine ziemlich schnelle Auffassungsgabe und ich erkannte schon sehr bald, dass diese noch relativ junge Sportart einer besonders konzentrierten Hingabe erforderte.
Ausgestattet mit wertvollen Tuning-Tipps zu meinem Bewegungsablauf durch Schneeflöckchen und el patrone wühlte ich mich also kämpfend durch den Tiefschnee, um nach erfolgreicher Schlacht am Nachmittag in einen komatösen Erholungsschlaf zu fallen, der die Wartezeit zum Abendessen überbrückte.
Bestmöglichst erholt, allerdings mit leichten Zweigelt-Kopfschmerzen erwachend blinzelte ich am nächsten Morgen in ein perfect winter-wonderland. Vergleichsweise kurz aber dennoch mit hunderten "Alles in Ordnung bei Ihnen?" drapiert wurde das Frühstück abgehandelt, denn el patrone tänzelte schon nervös mit gebetsmühlenartig wiederholenden Worten "..eine 10, ne!" vor der Panorama-Terassentür des Frühstücksraumes. Draussen perfekte Schneebedingungen bei strahlendem Sonnenschein! Ich versuchte ihm durch zeitgleiches Trinken des Cafés und Orangen-Saftes entgegenzukommen, um die Entstehung von Schaum-vor-dem-Mund vorzubeugen. Allen war klar, er hatte sich was vorgenommen heute - ein "50er" musste her, um den Kontrahenten im Winterpokal eins reinzuwürgen - die damit zu erreichende Punktzahl hatte er schon vor Wochen ausgerechnet!
el patrone schickte uns erstmal auf die ronda extrema in den im Schatten liegenden mit stumpfen Schnee garnierten Kühlschrank der Skating-Loipe. Muskulär noch recht frisch versuchte ich das am Vortag Erlernte unter besseren Bedingungen zu perfektionieren. Zum Glück erkannte blau-mann eher wie ich, dass es besser sei die ronda extrema abzukürzen, denn wir mussten schließlich alles was wir runter (= downhill) gefahren sind, nachher auch wieder rauf laufen (= uphill).

Eine weise Entscheidung wie sich rausstellte, denn trotz einwandfrei funktionierender Muskeln war ich doch schon leicht konditionell angeschlagen..
Es war aber ein absolut geiler Tag und ein geniales Wochenende, das mich mit einer neuen Sportart infiziert hat, die ich jetzt häufiger auszuüben gedenke!
Und so waren alle froh, insbesondere auch el patrone, der natürlich seinen 50er runtergerissen hat..

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